Erinnern Sie sich an den Sommer 2014? Damals erfuhren wir im Stadtteil davon, dass zum ersten Mal Geflüchtete nach Eibach und Maiach kommen werden.
Schon nach der ersten Information über die Neuankömmlinge in unserem Stadtteil fand sich eine ganze Anzahl von hilfsbereiten Menschen zusammen, die die Geflüchteten bei Ankunft, Asylsuche und Eingewöhnung im neuen Land unterstützen wollte. Diese wunderbare Hilfsbereitschaft startete mit dem Einsatz für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in der Pommernstraße und setzte sich in weiteren Flüchtlingsunterkünften wie in der Eibacher Hauptstraße, dem Hotel am Hafen in Maiach, Isarstraße, Rötenbeckstraße, Donaustraße und nicht zuletzt der Wertachstraße fort.
Die größte Herausforderung war wohl zu Beginn die Belegung der Schulturnhalle SSG/PHR mit ca. 400 Menschen innerhalb weniger Tage, wo wir mit Ausgabe Essen und Versorgung mit Kleidung und Schuhen extrem gefordert waren. Das war dann der Start unserer Kleiderkammer, deren Räumlichkeiten uns dankenswerterweise kostenlos von Regens Wagner in der Pommernstraße zur Verfügung gestellt wurden. Von anfangs stürmischer Kleiderabholung geregelt durch Security bis zur Zusammenstellung von Spendenpaketen (heute über QR-Code-Anfrage und Abgabe im ANKER-Zentrum) haben auch unsere Helferinnen und Helfer ganz verschiedene Möglichkeiten der materiellen Unterstützung durchlebt und ausprobiert.
Schon in den ersten Tagen nach Ankunft der Geflüchteten im sog. Camp (Schulturnhalle SSG/PHR) fand durch engagierte Eibacher/MaiacherInnen der erste einfache Deutsch-Unterricht auf den Bierbänken am Eibacher Bahnhof statt und die kath. Pfarrgemeinde stellte ihren kleinen Gemeindesaal ebenfalls für diesen Unterricht zur Verfügung. Bei der DJK-Eibach gab es eine eigene Flüchtlingsfußballmannschaft genannt DJK Duali. Um den Kindern nach einer oft traumatischen Flucht von Anfang an ein wenig Freude zu bereiten, haben unsere Helferinnen bereits in der SSG-Turnhalle, danach im Saal von Regens Wagner und in einem Raum der AWO in der Werkvolkstraße mit den Kindern gespielt und ihnen Spielsachen gebracht.
Viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil fanden sich regelmäßig im Gemeindesaal der evang. Kirchengemeinde zusammen, um knapp drei Jahre dort beim regelmäßigen Café International Kontakt mit den Neuankömmlingen aufzunehmen, die ersten deutschen Worte beizubringen und mit den Kindern zu spielen und zu malen. Die Eibacher und Maiacher spendeten dafür leckere Kuchen und luden zu Kaffee und Tee ein. Im ersten Jahr wurde der Gemeindesaal oft mit 70 – 80 Menschen besucht. Eine Gruppe Begleiterinnen und Begleiter zu Ämtern und Ärzten entstand. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer und damit verbundenen Verlegungen der Geflüchteten von den Erstunterkünften in andere Unterkünfte der Stadt oder des Landkreises kamen weniger Menschen zum Café International.
Die 2015 und 2016 für die große Anzahl von Geflüchteten aus der Not heraus schnell angemieteten Unterkünfte konnten nun nach und nach wieder aufgelöst werden. Lange Jahre gab es nur die Gemeinschaftsunterkünfte in der Eibacher Hauptstraße und der Wertachstraße. Während in der Eibacher Hauptstraße sich die Geflüchteten bei Fragen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sozialverbänden wenden konnten, waren unsere Helferinnen und Helfer in der Wertachstraße zu Beginn viele Monate die einzigen Ansprechpartner für Flüchtlinge. Die Menschen lebten längere Zeit (oft bis zu 3 Jahre) in diesen Gemeinschaftsunterkünften, so dass es möglich war, persönliche Beziehungen zu knüpfen, kontinuierlich Deutsch und Nachhilfe aufzubauen und auch die Entwicklung von Kindern zu begleiten. Neben Deutsch und Spielen mit Kindern gab es Kochabende, Kindertanzen, Malen, Jazzgymnastik und Feste.
Unser Herr Krämer führte über fast drei Jahre ein sehr erfolgreiches Fahrrad-Projekt durch, bei dem unter seiner Anleitung auch Geflüchtete in seiner Fahrradwerkstatt gespendete Räder auf Vordermann brachten und verkehrssicher den Menschen in den Unterkünften zur Verfügung stellten. Dieses Projekt wurde finanziell zuerst durch die Stadt Nürnberg und danach durch die Malteser getragen. Ohne vor allem die andauernde Unterstützung der Stadt Nürnberg schon von Beginn der Fluchtbewegung an oder auch durch viele andere wie Kirchengemeinden, Firmen, Parteien, Speditionen und natürlich Privatpersonen wären viele wesentliche Bestandteile unserer Hilfe nicht möglich gewesen (z.B. Technik und Material für den Deutsch-Unterricht, Geld- und Sachspenden, kostenlose Transporte etc.). Die evang. Kirchengemeinde hat ein Spendenkonto, auf das man gerne Geld überweisen kann, von dem wir einen Teil unserer Ausgaben für unsere ehrenamtliche Arbeit bestreiten können. Auch von umliegenden Schulen wurde durch Unterstützung Kinderbetreuung und wird bis heute durch Spendenaktionen geholfen.
Als 2022 Russland die Ukraine überfiel, setzte das eine riesige Fluchtwelle nach Westen in Gang. Innerhalb weniger Tage kamen ca. 1,5 Millionen Mütter, Großmütter mit Kindern und Enkeln nach Deutschland, sehr schnell auch viele in die ANKER-Dependance Wertachstraße. Innerhalb weniger Tage brauchten wir Helferinnen und Helfer, die für sie da waren – als ÜbersetzerInnen und AnsprechpartnerInnen in dieser bedrängenden Situation. Danke allen, die hier rasch zur Stelle waren. Ganz schnell reagierten die Bürgerinnen und Bürger unseres Stadtteils und darüber hinaus auf unsere Spendenbitten nach Kleidung, Schuhen, Baby-Nahrung und Sanitär-Artikeln. Innerhalb zwei Wochen bekamen wir soooo viele Spenden, dass die Turnhalle, die uns von Regens Wagner wiederum freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, schnell voll war. Spontan fanden sich 10 „Sortiererinnen“, die diese riesige Menge an Spenden wegen des dringenden Bedarfs auch über viele Stunden superschnell in einem ersten Durchgang sortierten, damit sie innerhalb von wenigen Tagen an die ukrainischen Frauen und Kinder abgegeben werden konnten. Die ukrainischen Flüchtlinge blieben jedoch nur wenige Monate in Eibach/Maiach.
Und der wichtigste Faktor der Hilfe:
SIE ALLE, DIE VIELEN MENSCHEN, DIE SICH FÜR DIE GEFLÜCHTETEN EINGESETZT UND IHNEN DURCH PERSÖNLICHES ENGAGEMENT GEHOLFEN HABEN UND NOCH HELFEN. In den Hoch-Zeiten waren dies bis zu 150 Helferinnen und Helfer, heute – auch bedingt durch die Corona-Zeit – besteht der Helferkreis noch aus ca. 45 – 50 Aktiven, ein Drittel davon regelmäßig im Einsatz. Ungefähr 15 – 20 Geflüchtete, die meisten aus der Türkei, einige aus Syrien, dem Irak, dem Iran, vor wenigen Jahren oder erst kürzlich nach Deutschland gekommen stießen vor einem knappen Jahr zu uns. Ein wesentlicher Bestandteil der heutigen Hilfe muss heißen: REFUGEES FOR REFUGEES wie ein wunderbares Projekt einer Nürnberger Stiftung lautet. „Alte“ Geflüchtete, die ihre Erfahrungen und Tipps an Neuankömmlinge weitergeben oder sich in laufenden gemeinsamen Projekten einbringen.
Aktuell gibt es in Eibach und Maiach zwei ANKER-Dependancen der Erstaufnahme Zirndorf in der Wertach- und Isarstraße. Wir helfen mit Kleidung, Schuhen, Schulmaterial, Spielsachen, geben Erstunterricht in Deutsch (Kindern und Erwachsenen), bieten den vielen Kindern regelmäßig einen Spiel- und Bastelnachmittag an, bei dem die Kinder die Belastung und negativen Erfahrungen der Flucht ein wenig vergessen können und einfach nur Spaß haben. Leider haben wir zu wenige Helferinnen und Helfer, die sich zutrauen, einen Nachmittag mit Kindern verschiedenen Alters und verschiedener Sprachen zu gestalten oder angeleitet mitzugestalten. Auch Menschen, die Geflüchteten die ersten einfachen deutschen Wörter beibringen möchten, fehlen. Spiel- und Unterrichtsmaterial ist vorhanden. Durch den raschen Wechsel der Bewohner in einem ANKER-Zentrum bleibt leider keine Zeit für den Aufbau von Beziehungen oder einen kontinuierlich aufbauenden Unterricht. Unsere Kleiderkammer/unser Spendenteam braucht seit Jahren das gleiche: Kleidung und Schuhe für Flüchtlinge, vor allem Jeans, Sweatshirts und Jacken für Männer und Kinder in allen Größen. Sehr dankbar sind wir seit Jahren auch für großzügige Spenden des Vereins Charity Cat e.V. aus Herzogenaurach, von dem wir mehrmals im Jahr Kleidung und Schuhe erhalten.
Gestatten Sie mir noch eine persönliche Bemerkung: Ich bin zutiefst dankbar, dass ich in den zurückliegenden 10 Jahren durch das Engagement im Helferkreis viele wunderbare Menschen kennengelernt habe, die ich auch als jahrzehntelange Eibacherin vorher nicht kannte und die mein Leben bereichern. Möchten Sie nicht auch diese Erfahrung machen? Wir freuen uns über jede Unterstützung.
Ihre Renate Hacker, Organisationsteam Helferkreis Eibach-Maiach