Zwei Jahre nach der letzten großen Zusammenkunft kamen zum Treffen am 1. Februar neben aktuell Tätigen auch einige Helfer der ersten Stunde. Besonders freuten wir uns, dass sich von der Stadt Nürnberg Natalie Lebrecht vom Referat für Jugend, Familie und Soziales, Regiestelle für Flucht und Integration Zeit für uns genommen hatte.
Mit handfesten Zahlen einerseits und persönlichen Erfahrungen und Anekdoten andererseits ließen wir die Entwicklung in Eibach und Maiach Revue passieren. Michael Kraus, 2014 Initiator des Helferkreises, stellte die aktuelle Situation für ganz Nürnberg dar und ließ uns einen Blick in die Zukunft werfen. Eine ganze Anzahl städtischer Unterkünfte wird in 2019 geschlossen werden, u.a. auch zur Jahresmitte die kleine Gemeinschaftsunterkunft in der Rötenbeckstraße in Eibach.
Gemeinsam erinnerte man sich an die Anfangsphase der Flüchtlingsbewegung. Damals galt es, in Nürnberg und auch in Eibach und Maiach täglich neue Ankömmlinge mit dem Nötigsten, also Unterkunft, Kleidung, Essen und Basis-Informationen zu versorgen. Ein Kraftakt, der sich nur durch enorme Anstrengungen der Stadt Nürnberg und dank der riesigen Hilfsbereitschaft der Bürger bewältigen ließ. Im Herbst 2015 waren etwa 450 Geflüchtete in unserem Stadtteil (allein ca. 350 in der Turnhalle des Schulzentrums) und im Herbst 2016 noch etwa 340 (250 alleine in der Wertachstraße). Bis heute reduzierte sich die Zahl (Stand 31.1.2019) in den derzeit 4 Gemeinschaftsunterkünften auf nur noch 161 (2/3 Erwachsene und 1/3 Kinder und Jugendliche). Die Geflüchteten in Eibach und Maiach kommen zu 37 % aus Syrien, Irak, Iran, 22 % aus Äthiopien, 13 % aus den ehemaligen GUS-Staaten und der Rest verteilt sich auf viele einzelne Länder.
Seit April 2017 sind auch die Malteser in der Flüchtlingshilfe sehr engagiert unterwegs. Nach anfangs zahlreichen unnötigen Notruf-Einsätzen von Sanitätern und Feuerwehr organisierten die Malteser in Zusammenarbeit mit dem Helferkreis einen „Gesundheitstag“, an dem die Geflüchteten in der Wertachstraße über das Gesundheits- und Notfall-System in Deutschland aufgeklärt wurden. Im regelmäßigen Internet-Treffpunkt reconnect bei den Maltesern in Eibach haben Geflüchtete die Möglichkeit, sich bei Bewerbungen, Wohnungssuche oder Textverarbeitung helfen zu lassen und auch Kontakte in die Heimat zu pflegen. Ein weiteres Malteser-Angebot new medics für bereits in der Heimat z.B. als Sanitäter aktive Flüchtlinge erfährt in Nürnberg Zuspruch.
Deutschkurse und Beratungsangebote finden alle Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte seit 1 ½ Jahren bei verschiedenen staatlichen, städtischen oder sozialen Einrichtungen. Die Ehrenamtlichen konzentrieren sich auf die eigentliche Integrationsarbeit, die vordringlich in Einzelbetreuung stattfindet. Kinder benötigen Unterstützung bei den schulischen Herausforderungen, junge Familien sind dankbar für die Begleitung zu Ärzten oder Behörden. Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen wird gegeben und auch bei der Suche nach einer Wohnung, einem Kindergartenplatz können Einheimische eine große Hilfe darstellen. Im regelmäßigen Kunst-Angebot oder beim Stricken und auch im demnächst wieder stattfindenden gemeinsamen Kochen finden einzelne Geflüchtete Kontakt mit Deutschen. Gemeinsame Freizeitgestaltung oder einfach Austausch und Umgangsdeutsch reden bei Kaffee oder Tee wäre ein ganz großer Wunsch von vielen Bewohnern in unseren Unterkünften, nicht wie bis Ende 2017 im großen Stil wie im Café International sondern in kleiner familiärer Runde. Interessierte Stadtteilbewohner haben also nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten, ihre neuen Mitbürger beim Einleben in Deutschland zu begleiten.
Schon seit der ersten Stunde betreiben die Helfer drei Projekte, in denen es um ganz praktische Grundbedürfnisse geht. In der Kleiderkammer erhalten Geflüchtete dank vieler Spenden das Nötigste zum Anziehen. Regelmäßige Ausgabe und auch Annahme von Spenden ist jeden Dienstag von 17.00 – 18.30 Uhr. Der Helferkreis würde sich auch hier über neue Mitstreiter freuen.
Um die Mobilität zu erleichtern, werden außerdem gespendete Fahrräder liebevoll und mit viel Fachwissen wieder verkehrstüchtig gemacht. Auch nach fast 1000 investierten Stunden und 201 reparierten Rädern sind für Organisator und Fahrradbastler Walter Krämer die strahlenden Gesichter der Kinder und Erwachsenen, wenn sie eines der Räder in Empfang nehmen dürfen, die größte Freude.
Gerne nimmt der Helferkreis Ihr altes, verkehrstüchtiges Rad an.
Die Kinder im Spiel ihre vielen oft traurigen oder schrecklichen Erlebnisse ein wenig vergessen zu lassen, war das ganz große Ziel von bis zu 12 Helferinnen und Helfern in den Jahren 2015 und 2016. Nachdem die Kleinen dann im Kindergarten und in der Schule angekommen waren und die parallele Begleitung in den Unterkünften durch die Verlagerung des Deutsch-Unterrichtes in zentral organisierte Kurse weg gefallen war, ist seit 1 ½ Jahren nur noch 1 Tandem für eine explizite Kinderbetreuung aktiv – aus Kapazitätsgründen an einem Nachmittag nur alle 2 Wochen in der Isarstraße. Diese wichtige Hilfe öfter anbieten zu können, wäre ein großer Wunsch unseres Helferkreises. Dafür bräuchten wir aber weitere Teams. Mangels Helfern hat sich auch die Öffnung des Gemeinschaftsraumes mehrfach die Woche zum Austausch für alle in der größten Unterkunft Wertachstraße nicht realisieren lassen sondern auf 2 Termine Unterstützung beim Nötigsten, nämlich Hausaufgabenhilfe für die Schulkinder, reduziert.
Einige ehemalige Bewohner Eibach/Maiacher Unterkünfte – mittlerweile irgendwo anders in Nürnberg lebend – halten weiterhin Kontakt und engagieren sich inzwischen selbst als Helfer. Wie schön! Ein großes Ziel des Helferkreises ist Hilfe zur Selbsthilfe, also Basisunterstützung, auf der die Geflüchteten aufbauen können.
Das Treffen endete mit dem Dank an alle, die unsere Arbeit als Helferkreis möglich machen. Dazu gehören die evangelische und katholische Kirchengemeinde und die Malteser vor Ort sowie als größter Unterstützer die Stadt Nürnberg. Vor allem aber sind es die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit mit viel Engagement, Einfallsreichtum und persönlichem Einsatz dafür sorgen, dass die Kälte des Fremdseins mit ein wenig Verständnis und Wärme gemildert wird und – für viele Bewohner Eibach/Maiacher Unterkünfte besonders wichtig – ein Leben in der Warteschleife bis zu einer Entscheidung über Bleiben oder Gehen-Müssen überhaupt erträglich ist.
Anke Evers / Renate Hacker
Organisationsteam Helferkreis